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Berliner Open-Source-Potenzialanalyse: Wie man es NICHT machen sollte 

_  Ergebnisse einer Berliner Open-Source-Studie enttäuschen

Linz ist keineswegs die einzige Stadt, in der sich in sachen Freies Wissen im Allgemeinen und Freier/Open Source Software im speziellen etwas tut. Stuttgart nennt sich bereits seit längerem und wohl auch zu Recht “ Open Source Region“ und noch bevor in Linz eine Potenzialanalyse zum gleichen Thema in Auftrag gegeben wurde (vgl. „Großraum Linz soll „Open Source Region“ werden„), hat die deutsche Bundeshauptstadt Berlin eine ebensolche vergeben.

Deren Ergebnisse liegen nun vor und sind – zumindest nach dem, was bislang bekannt ist – enttäuschend (vgl. Bericht auf netzpolitik.org). Und zwar nicht, weil es in Berlin kein Potential für Open Source Software gäbe, sondern weil die Studie nur an der Oberfläche des Phänomens kratzt. Mittels Online-Umfrage wurden statistische Zahlen erhoben und einige allgemeine Empfehlungen wie die Gründung von Arbeitskreisen abgeleitet. Konkretere Projektvorschläge, z.B. wie gezielte Förderung von Open-Source-bezogenen Dienstleistungen oder die stärkere Verwendung von Freier/Open Source Software in der Region aussehen könnte finden sich nicht in der Studie.

In Linz sieht es derzeit so aus, als ob die Studie nicht durch ein Beratungsunternehmen sondern in Kooperation mit WirtschaftsinformatikerInnen an der Johannes Kepler Universität durchgeführt wird, zumindest lässt die Ankündigung einer diesbezüglichen Lehrveranstaltung für das kommende Sommersemester darauf schließen. In der Beschreibung der Lehrveranstaltung sind für die Studierenden folgende Aufgaben vorgesehen:

# Bestandsaufnahme über Open-Source-Aktivitäten  im Großraum Linz: Es werden bestehende Aktivitäten in Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Gesellschaft erfasst und zwar sowohl im Bereich Open-Source-Software als auch hinsichtlich allgemeiner Open-Source-Aktivitäten (z.B. Creative Commons, Open Street Map, Wikis etc).

# Darstellung der kritischen Erfolgsfaktoren für Open-Source-Projekte: Es werden Open-Source-Projekte im Hinblick auf kritische Erfolgsfaktoren untersucht. Damit sollen anhand repräsentativer Beispiele insbesondere die Erfahrungen, die über den Erfolg bzw. Misserfolg von Open-Source-Projekten Auskunft geben, systematisch dargelegt werden.

# Beispiele für Open-Source-Regionen: Es werden Beispiele für konkrete Umsetzungen von Open-Source-Initiativen auf kommunaler Ebene identifiziert und solche im deutschsprachigen Raum analysiert.

# Recherche über Chancen und Risiken beim Open-Source-Einsatz: Es werden die politischen, technologischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Chancen und Risiken erhoben und systematisiert. Die Ergebnisse dieser Recherche sind eine wesentliche Voraussetzung für eine realistische Einschätzung der Zweckmäßigkeit und Machbarkeit einer Open-Source-Region im Großraum Linz.

# Kriterienkatalog zur Identifikation von Open-Source-Einsatzgebieten: Es wird ein Kriterienkatalog entwickelt, der es erlaubt, mögliche Einsatzgebiete für Open Source (insbesondere für den Einsatz von Open-Sorce-Software) zu identifizieren. Der Kriterienkatalog ist so gestaltet, dass die verwendeten Merkmale klar definiert sind und auch Nicht-Experten die Auswahlergebnisse nachvollziehen können.

Dieses Programm ist schon deutlich breiter und lässt auf (viel) bessere Ergebnisse hoffen, als in der Berliner Studie. Wir sind gespannt.

Großraum Linz soll „Open Source Region“ werden

_  Gemeinderat gibt einstimmig Potenzialanalyse in Auftrag, Migration und Open-Source-Kompetenzzentrum als Ziel

Während sich die bereits beschlossenen Anträge zur Förderung freier Lizenzen und Inhalte sowie zur Einrichtung eines “ Linz Public Space Server“ noch in der Umsetzungsphase befinden, wurde in der gestrigen Sitzung des Linzer Gemeinderats ein weiterer Antrag ( PDF) im Themenbereich von „Freie Netze. Freies Wissen.“ beschlossen: Ziel ist die Entwicklung des Großraums Linz zur „Open Source Region.“ Konkret wurde folgendes beschlossen:

Die IT wird beauftragt, eine Potentialanalyse mit Umsetzungskonzept in Auftrag zu geben,
wie der Großraum Linz zur Open-Source Region werden kann, welche Programme auf Open-Source-Software umgestellt werden können und wie das Ziel des Aufbaus eines Open-Source-Kompetenz-Zentrums als Zentrale Anlaufs- und Koordinationsstelle erreicht werden kann.

In der Antragsbegründung werden außerdem kurz-, mittel- und langfristige Ziele der „Open-Source-Offensive“ angeführt:

•    Kurzfristig: Offene Datei-Standards und Formate sollen weiterhin unterstützt und wo möglich bereits auf freie Software umgestellt werden. Eine Potentialanalyse zum Thema „Open-Source-Region Linz“ kann Möglichkeiten innerhalb der Verwaltung, der Unternehmensgruppe Linz, den Unternehmen und der Wissenschaft aufzeigen.
•    Mittelfristig: Sämtlicher Datenverkehr in der UGL und im Magistrat sollte auf offene Standards umgestellt werden. Erste Schritte zum Aufbau einer Open-Source-Gemeinde in der Region sollten gesetzt werden (z.B. Einbeziehung der Erfahrungen von Unternehmen und Universitätsinstituten in der Region). Eine Tagung zum Thema Kooperationen von Verwaltungen die Open-Source-Software einsetzen kann wertvollen Wissenstransfer liefern.
•    Langfristig: Eine IT-Strategie mit selbst gewählten Erneuerungszyklen und Entwicklungszielen, unabhängig von strategischen Herstellerentscheidungen soll verfolgt, sowie Engagements in verwaltungsübergreifender Open-Source-Entwicklungszusammenarbeit sollen gesucht werden.

Andere Kommunen wie beispielsweise die Stadt München mit ihrem „LiMux„-Projekt sind im Bereich Freie und Open Source Software  zwar schon um einiges weiter als die Stadt Linz – so hat München kürzlich ihr selbst entwickeltes OpenOffice-Tool “ Wollmux“ bereits anderen Verwaltungen zur Verfügung gestellt -, mit dem gestrigen Beschluss sollte nun auch in dieser Richtung etwas mehr in Bewegung geraten.